Weiterentwicklung der Tagesbildungsstätte – Lebenshilfe Walsrode fordert die Landesregierung zum Handeln auf

Walsrode. Die Lebenshilfe Walsrode betreibt mit der Klaus-Dieter-Haehn-Schule (KDHS) eine staatlich anerkannte Tagesbildungsstätte. Mehr als 100 Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung besuchen die Einrichtung in der Von-Stoltzenberg-Straße – doch die Zukunft der Tagesbildungsstätte ist ungewiss.

Seit geraumer Zeit wird auf Landesebene über die Weiterentwicklung von Tagesbildungsstätten diskutiert. Bis zum 31. Juli 2027 sollen die Einrichtungen umgewandelt werden. Eine Option ist die Umwandlung in eine Schule in freier Trägerschaft. Doch bis heute fehlen verbindliche Rahmenbedingungen. Die Finanzierung ist unsicher, die Anerkennung des Personals ungeklärt – und damit die Zukunft der Beschulung von rund 3.000 Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen.

Die Lebenshilfe Niedersachsen und breites Bündnis von weiteren gemeinnützigen Organisationen hatten deshalb am 18. November zur Kundgebung vor dem Landtag in Hannover aufgerufen. Rund 1.200 Menschen sind dem Aufruf gefolgt und haben vor dem Landtag demonstriert – bunt, lautstark und engagiert. Auch die Lebenshilfe Walsrode war mit etwa 60 Eltern, Fachkräften und Unterstützern in Hannover dabei. Mit der Aussage „Tagesbildungsstätten weiterentwickeln. Bildung stärken – Zukunft sichern. JETZT!“ setzten die Demonstrierenden ein starkes Zeichen.

Die zentralen Forderungen der Lebenshilfe an die Politik sind:
1. Eine klare Zukunftsperspektive für Kinder, Jugendliche und ihre Familien
2. Eine gesicherte Finanzierung
3. Anerkennung des Personals

Stimmen aus der KDHS

Die Lebenshilfe Walsrode unterstützt die Forderungen: „Wir erleben täglich, wie wichtig die Tagesbildungsstätten für die Entwicklung der Kinder und die Entlastung der Familien sind. Gemeinsam mit dem Heidekreis haben wir eine gute Zusammenarbeit aufgebaut – aber ohne klare politische Entscheidungen bleibt die Zukunft ungewiss“, betont Melanie Schack, Bereichsleitung der Klaus-Dieter-Haehn-Schule.

Mandy Weishaupt, stellvertretende Geschäftsführerin der Lebenshilfe Walsrode und verantwortlich für die KDHS ergänzt: „Inklusiven Lösungen stehen wir offen gegenüber. Sie brauchen jedoch Zeit und gute Rahmenbedingungen. Ein Beispiel für eine gute inklusive Lösung kann das Tupa-Modell aus Finnland sein. Schüler*innen werden im regulären Unterricht unterstützt und wer eine Auszeit benötigt, wird in Schutzräumen pädagogisch begleitet. Unsere Kooperationsklassen an den Oberschulen Walsrode und Bad Fallingbostel sind ein erster Schritt in diese Richtung – diesen gilt es nun weiterzuentwickeln. Genau wie viele Eltern glauben wir, dass eine inklusive Beschulung passende Rahmenbedingungen erfordert, damit die Bedarfe unserer Schüler*innen abgedeckt sind. Kinder mit starken Beeinträchtigungen benötigen besondere Hilfe.“

Elternperspektive – was Familien bewegt

„Unsere Tochter ist nun seit fast 10 Jahren auf der Tagesbildungsstätte und wurde dort von Anfang an sehr gut aufgenommen, in die unterschiedlichen Altersstufen immer wieder neu und sehr gut integriert. Sie wird in ihren Schwächen nach ihren Möglichkeiten gefördert – teilweise in einer 1:1-Situation – und in ihren Stärken gestärkt. Das kann keine Regelschule mit Schulbegleitung in dieser Form abbilden. Und das Wichtigste: Sie fühlt sich wohl unter ihren Freunden. Das wünschen wir uns doch am allermeisten!“
(Katharina und Markus Schoch, Eltern einer Schülerin der KDHS)

Die Tagesbildungsstätten erfüllen seit Jahrzehnten einen schulischen Auftrag. Jetzt ist die Landespolitik gefordert, die Zukunft dieser Einrichtungen zu sichern – für die Kinder, ihre Familien und die Fachkräfte. Es braucht klare politische Entscheidungen. JETZT!

Rund 3.000 Schüler*innen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung erfüllen ihre Schulpflicht an Tagesbildungsstätten in Niedersachsen. Diese Einrichtungen gelten rechtlich jedoch nicht als Schulen. Derzeit werden sie ausschließlich über die Eingliederungshilfe finanziert – eine Praxis, die laut Gerichtsurteilen rechtswidrig ist.

Das Gruppenfoto der rund 60 Teilnehmenden aus Walsrode, die nach Hannover gereist sind.